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Das ehemalige Schloss- und Domänen-Areal, das nördlich an den vom Mauerring umschlossenen Stadtkern anschließt, hat bei der Weiterentwicklung des Alten Landsbergs einige seiner separaten historischen Besonderheiten bewahrt. Nunmehr, mit seiner bereits weit fortgeschrittenen rekonstruierenden Sanierung zur Nutzung für das umfassende Schlossgut-Projekt, ist das Areal wieder in das öffentliche Interesse gelangt.
Seit Gründung der Stadt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts neben der dort gewesenen markgräflichen Burg war dieser Teil der heutigen Stadt mit seiner separaten Feldmark bis in das 20. Jahrhundert rechtlich eigenständig. Seine Entwicklung begann als slawische Siedlung in sumpfigen Gewässern, dann Stützpunkt, bzw. Vogtei der Wettiner, der Askanier und nachfolgender Markgrafen, bis die Burg als Feldsteinschlösschen vom 15. Jahrhundert bis 1653 für die Ritter von Krummensee – den ersten Adelsherren der Stadt – ihr Hauptstandort war.
Das mittelalterliche Landschaftsbild rund um diesen kleinen Herrschaftssitz war geprägt durch befahrene Dämme, beweidete Wälle, Mühlen, gestaute Gewässer bis dicht an die Stadtmauer und die Häuser der angrenzenden Stadt, meist aus Fachwerk mit Lehm, Stroh mit Schilfdach, sowie den noch heute vorhandenen Feldstein-Gebäuden und Gemäuern. Dieses Viertel wurde hernach noch lange „Auf der Burg“ genannt.
All das änderte sich als nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges der Reichsfreiherr Otto von Schwerin, einer der bedeutendsten Staatsmänner des „Großen Kurfürsten“ ab 1654 die Stadt Alten Landsberg und deren Umgebung erwarb, die Lücken mit Evangelisch-Reformierten Einwanderern schloss und Wirtschaft und Verwaltung zum Nutzen neu ordnete.
Auf der Burgstelle und Gemäuern vorheriger Besitzer ließ er, unter Umleitung der Fließ-Verläufe, nach Einebnung und Einbeziehung von Wallanlagen der Stadt, ab 1658 seinen Landsitz errichten, ein Schloss mit Wirtschaftshof (alles Ziegelbauten) umgeben von Gärten und Parkanlagen im holländischen Barock, wofür die Fließlandschaft prädestiniert war.
Die erste Bauphase fand 1662 mit der Einweihung des ersten Kirchenraumes der jungen reformierten Gemeinde im Nordflügel – in Gegenwart der kurfürstlichen Familie – ihren Abschluss. Es folgten die Erweiterung zur Dreiflügel-Anlage für die Apartments zur „Auf dem Land“-Erziehung der Söhne des Kurfürsten und der Anbau von 2 äußerlich gleichartigen Pavillons an die Westseite des Süd- und Nordflügels, der Schlosskirche für die stark angewachsene reformierte Gemeinde 1671 und der Räumlichkeiten für herrschaftliche Feste und Repräsentation 1673.




Das barocke Denkmal im historischen Altlandsberg
Von den Bauelementen und Anlagen dieser Zeit sind noch heute erhalten bzw. nachweisbar:
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die restaurierten Kellergewölbe des Brauhauses westlich des Nordflügels
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die restaurierten Säulen der Schloss-Zufahrt zur Hauptallee nach Norden (einst mit Wappen tragenden Löwen)
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das zugeschüttete Kellergewölbe und Schlossfundament des Nordflügels als Schauruine der Folgebauten. Die Mittelsäule mit Inschrift des Baumeisters von1659 ist im Garten des Heimatvereins sichergestellt.
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im Boden die jüngst erkundete Grundmauern der Amtshausfront zwischen Brauhaus und Straße.
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der zugeschüttete und überwachsene Keller der Orangerie – später der Eiskeller – am Nordende der Kirschallee.
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2 Sandsteinportale in der jetzigen Schlosskirche von vor 1662
– das Schwerin-Portal, vom Nordflügel nach 1757 als Südzugang umgesetzt und
– das zugemauerte Hauptportal von der vor 1757 auf dem Brauhaus-Niveau gelegenen westlichen Ebene. -
die mit der Anhebung des Innenraums bis 1768 zugeschütteten Kellergewölbe unter der Schlosskirche.
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die Gewässer- und Wege-Anordnung des Schlossparks auf der Kreuzteichebene und auf der vom Bau-Aushub bestimmten höheren Ebene der Schlossterrasse.
Mit der Übereignung von Schloss und Herrschaft 1708 durch den Schwerin-Enkel an Preußens König Friedrich I. erfolgte ein repräsentativer Ausbau der Schloss-Anlage nach Plänen von Eosander. Einzige verbliebene Monumente dieser Zeit sind das Königsportal der heutigen Schlosskirche mit den steinernen Initialen des jungen preußischen Staates, dem Adler unter der Krone, sowie mit den königlichen Wasserspielen verbundene Reste der Park-Architektur.
Mit der Stilllegung des Schlosses nach dem Tode von Friedrich I. 1713 durch König Friedrich Wilhelm I. wurden in den Folgejahren unter Kontrolle des königlichen Domänenamtes alle transportablen Monumente, Pflanzen und Bäume in andere, weiter betriebene Schlossanlagen, vorrangig Charlottenburg, verlagert. Gelegentlicher, meist zweckentfremdeter Nutzung von Schloss und Park bei dem gewohnt fortlaufenden Domänenbetrieb folgten Vernachlässigungen der Sicherung und Instandhaltung. Bei der Benutzung der Küche im Keller des Festpavillons anlässlich der Hochzeit des Amtsrates 1757 wurde durch einen Kaminbrand der gesamte Schlossbau ein Raub der Flammen. Der nachfolgende Abbruch nicht mehr verwendbarer Mauern hinterließ neben den für Berliner Bauten wiederverwendbaren Ziegeln und Sandsteinen und den für den Wiederaufbau der Schlosskirche zugesicherten Materialien, Unmengen von Mauerresten, Ziegel- und Brandschutt.
Diese verblieben am Ort und erfüllen die Bodenstruktur und bestimmen den heutigen Flächen-Pegel vom Schloss-Standort und seiner näheren Umgebung – bis zum Schlosspark.
Ausbauten des in Umriss und Lage seit dem 17. Jahrhundert nur wenig veränderten Domänenhofs erfolgten im 18. Und 19. Jahrhundert auch mehrfach nacheinander mit der Brennerei, mit Stallungen, Scheunen und Kellerräumen. Dabei wurden der obere Park und die ehemalige Schloss-Terrasse nicht ausgespart, so dass rund um das Brau- und Brennhaus weitere Höhenveränderung durch Bauschutt erfolgten, was für den Domänenhof gemäß vorliegendem Kartenmaterial jetzt auch archäologisch bestätigt ist.
Zusammengestellt und kommentiert von Hartmut Niedrich